Sonntag, 22. August 2010

Muapula und mein eintausendster Flug

Ich weiß nicht wie ich anfangen soll, denn langsam gehen mir die Worte aus, mein Vokabular ist am Ende und ich verzweifle daran, meine Gedanken nicht so ausdrücken zu können wie ich es will, die Impressionen nicht so darstelle wie sie es eigentlich wert wären dargestellt zu werden. Ein Poet oder ein Autor müsste diese Geschichten erzählen, jemand der diese Eindrücke wie ein Gemälde zu Blatt bzw. Laptop bringen kann. Ich weiß, seit dieser Blog von mir begonnen wurde, habe ich schon des öfteren gesagt ich wäre noch nie an einem schöneren Ort gewesen, oder besser kann es nicht werden, doch ich werde jedes Mal aufs neue Überrascht. Meine Skala der Begeisterung ist schon längst über den roten Bereich hinaus und mir scheint sie ist auch nicht zu stoppen. Nur was kommt nach dem absoluten Optimum, nach dem höher als Hoch, dem tiefer als tief oder dem schneller als Schnell!? Ich weiß es nicht, bin aber sehr gespannt. Bis dahin genieße ich alles so wie es ist und sauge hier alles auf wie ein Neugeborenes, das jeden Tag auf neue Abenteuer stöß.
Also wieso schwärme ich schon wieder so vor mich hin… vielleicht weil nach jedem Flug ein extrem hoher Anteil an Endorphinen und Adrenalin durch meinen Körper schießt als wäre ich gerade zwei mal um den Mond gekreist oder vielleicht doch, weil dieser Kontinent verzaubert? Den Traum von Afrika hatte ich schon sehr lange in mir, genauso wie hier zu fliegen und nach jedem take off, nach jeder Landung schlagen diese Momente ein wie eine Bombe. Jeder Flug hinterlässt einen supersüßen Nachgeschmack der süchtig macht und hat eine narkotisierende Wirkung auf mich. Muapula. So heißt das Stückchen Erde auf dem ich gestern gelandet und aus dem ich heute wieder gestartet bin. Es befindet sich in Mosambik und ist etwa zwei Flugstunden von jeglicher Zivilisation entfernt. Oft fragen sich Gäste, ob das jetzt wirklich ein airstrip vor uns ist oder ob hier ausreichend Platz für ein landendes Flugzeug gegeben ist. Gestern war es zum ersten Mal in meinem Leben so, dass ich mir die selbe Frage gestellt habe. Zwar landen wir auf Schotterwegen, Feldern, Graspisten oder sonstigen strips, doch sie sind immer sehr breit und meistens auch recht lang. Muapula ist keines von beiden und ich hatte Schwierigkeiten die Landebahn überhaupt zu finden. Die Rede ist von einem etwa 500 Meter langen Grasstreifen, der inmitten einem kleinen Dorf liegt, zwischen Bäumen und ein paar Feldern. Heil gelandet sind wir dennoch.
Das letzte Village über welches wir zuletzt geflogen bin liegt etwa eine Flugstunde entfernt, hier gibt es weit und breit nichts und niemanden. Dem entsprechend war auch das Menschenaufkommen nach dem ich die Airvan aufgesetzt habe und wir aus dem Flugzeug gestiegen sind. Menschen sind von überall gekommen und kleine Kinder haben in erster Reihe um gute Sichtplätze gestritten.
Gewohnt habe ich bei zwei Missionären, einem Ehepaar, die seit fünfzehn Jahren an diesem Ort leben. Was ich dort erlebt habe, möchte ich jetzt nur als Kurzfassung wiedergeben, da ich sonst einen Roman schreiben müsste. Nachmittags Spritztour mit dem Truck durch den Busch, Abendessen, „Notfall“… mit dem Truck erneut in den Busch um eine Frau die gerade ein Kind geboren hat, deren Nachgeburt aber noch nicht nachgekommen ist ins „Krankenhaus“ (ein Gebäude mit drei Zimmern deren Glühbirnen nicht einmal funktioniert haben weil gar keine da waren!) bringen, Abendessen fortsetzen, schlafen gehen, aufgeweckt werden von heulenden Hundewelpen und Gockelhähnen, weiterschlafen, wieder aufgeweckt werden, dösen, aufstehen um fünf, Frühstück, ab zum strip, engine start, take off… ab hier muss jeder seiner Fantasie freien lauf lassen. Mein eintausendster Flug. Es war ein wunderschöner Sonnenaufgang den ich nach dem Abheben im Rücken hatte. Nebel ist in den Tiefen und zwischen den Bäumen gelegen. Die Luft war still als würde es keine geben. Vor mir wunderschön abgeschliffene Berge. Bäume und Busch so weit das Auge reicht. Ein schlafendes Land unter mir.




Donnerstag, 19. August 2010

Speed and footprints!


Was gibt es neues? Nicht sehr viel, ich genieße es hier immer noch wie am ersten Tag und freue mich auf jeden Flug, auf jeden Trip. Die letzten drei Tage habe ich wieder auf dem Nyika Plateau verbracht, welches um diese Jahreszeit normalerweise noch kälter als sonst ist, aber meine Gäste und ich hatten Glück. Drei Tage lang hatten wir kristallklaren Himmel mit strahlendem Sonnenschein, was mich natürlich auch fliegerisch glücklich gemacht hat.
Wenn man tagsüber keinen Strom und kein heißes Wasser zur Verfügung hat (nur abends von sechs bis neun), muss man sich überlegen wie man die Zeit tot schlägt. Aber um ehrlich zu sein, wofür braucht man an so einem Ort einen Laptop oder ein Handy? Die Kamera war aufgeladen und ein Buch hatte ich auch mit. Empfang um wichtige Gespräche durchzuführen hat man da oben so oder so nicht.
Etwas Besonderes hatte dieser Trip aufs Nyika Plateau aber… der Sohn des Chefs hat ein Moto Cross Bike, welches nicht verwendet wird und mir der Manager angeboten hat zu fahren. Ich bin nicht im Besitz eines A-Scheins, dafür hab ich mich aber gut im Sattel gehalten und Polizei gibt es da oben keine! Um jetzt etwas ins Detail zu gehen… es hört sich nicht sehr aufregend an, ich denke jeder ist schon mal ein paar Meter auf einem Motorrad gefahren, aber lasst mich erklären. Durch diese Landschaft, Afrika!!!, über die Schotterwege (wenn vorhanden, wenn nicht quer Feld ein) mit hoher Geschwindigkeit zu brettern, an Antilopen und Zebras vorbei, den schönen Wäldern und Dämmen mit einer riesen Staubwolke hinter sich, hinauf zum airstrip um dort mal so richtig Gas zu geben und dann wieder zurück, das kann schon einiges. Stellt euch einen 60x80 Kilometer großen Spielplatz vor auf dem keine Menschenseele ist und du bekommst ein nettes Spielzeug wie ein Motorrad in die Hand gedrückt, oder ein Areal das so groß ist wie Europa, the sky is yours, und jemand bezahlt dich um Leute von A nach B zu fliegen…und da soll man erwachsen werden? Tut mir leid, aber das Kind in mir wird eher Jünger als älter!

Auf dem letzten Foto sind Fußabdrücke eines Leoparden zu erkennen. Die Miezekatze hat versucht in das Zimmer meiner Nachbarn einzudringen um sie im Schlaf in Stücke zu zerreißen. Da diese Tiere sehr vorsichtig und scheu sind, hatte es wohl eher die Nahrungsmittel in deren Rücksäcken im Auge, oder besser in der Nase. Das Fenster war einen spalt offen und man konnte genau erkennen wie das Weibchen versucht hat hinein zu klettern. Zu groß war sie dann glücklicherweise doch, man weiß ja nie wie so etwas ausgehen kann, obwohl ich es diesen graziösen und anmutigen Lebewesen nicht zutrauen würde ein Blutbad vor dem Kamin zu veranstalten, zumindest nicht mit einem Menschen (Raubtiere sind und bleiben sie ja doch). Ich habe leider erste einen Leoparden live beobachten können, aber ich wurde das Gefühl wie bei einer kleinen Katze nicht los, ihn mit einer zu schnellen Handbewegung erschrecken und verscheuchen zu können. Ich hatte übrigens meine Zimmertüre die genau neben dem Fenster meiner Nachbarn ist eine Zeit lange offen um zu lüften, bis mich die Kälte aufgeweckt hat. Hyänen sind übrigens keine so scheuen und zurückhaltenden Tiere wie Leoparden und die gibt es dort oben auch;)

Bis zum nächsten Mal!








































































































Sonntag, 8. August 2010

Samstag, 7. August 2010

Cargo aus Simbabwe!


















































































































Gekochte Mäuse und frisch geschlachtete Ziegen (zumindest Morgens noch frisch) findet man öfter am Straßenrad... die Tatsache, dass Mäuse gekocht und nicht gegrillt werden schreckt mich etwas ab. Doch ich denke ich kann das Land nicht verlassen ohne zumindest eine zu probieren.
Ich habe das Land von der Luft aus gesehen, habe es am Boden erkundet, mit den Menschen hier gelacht, nach meiner Anreise Durchfall bekommen, trinke das malawische Bier, esse malawische Gerichte, hatte Malaria, habe so ziemlich jedes Tier gesehen das hier oder in den umliegenden Ländern lebt, habe meinen kulturellen Horizont erweitert, höre die Musik hier, genieße die afrikanischen Sonnenuntergänge... ich denke eine gekochte Maus muss auch noch daran glauben. Soll übrigens sehr gut sein, die besten Stücke sind Hirn und Schwanz;)













Mittwoch, 4. August 2010

Elefant bottom!


Zur Abwechslung war ich wieder in Sambia, doch dieses Mal habe ich in einem anderen Camp übernachtet und möchte euch die Fotos meines Schlafplatzes nicht vorenthalten. Ich genieße es immer sehr in Zelten wie diesen untergebracht zu sein weil man das Gefühl hat mitten im Busch zu liegen, was man ja eigentlich auch macht. Das schöne daran ist, dass man einfach alles hört und direkt im Geschehen ist. Okay, nachts könnte das den ein oder anderen Nerven oder einem den Schlaf rauben wenn man ständig von brüllenden Affen umgeben ist oder Elefanten beim fressen belauschen „muss“. Es kann aber auch sehr beruhigend sein und ich denke, dass diese Geräusche um ein vielfaches schöner sind als jene einer Stadt. Ich bevorzuge es eher von einem grölenden Flusspferd aufgeweckt zu werden als von einem hupenden Taxi oder dem Postmann, der einem die Rechnungen bringt.
Außerdem fühle ich mich irgendwie sicher umgeben von all den Tieren, obwohl man wahrscheinlich nicht einmal bis Mitternacht da draußen überleben würde. Aber man ist ein Teil davon… angefangen vom Frosch im Badezimmer bis hin zu den Ameisen im Bett. Einen Elefanten vor dem Zelt und den Affen darauf, man wird von keinem ausgeschlossen und ist mit dabei;) Übrigens hatte ich bei diesem Trip ein sehr ungewöhnliches Erlebnis… auf dem Weg zum Zelt habe ich zwei Vervet Monkeys entdeckt die rechts und links eines Pfades in den Gebüschen gesessen sind. Normalerweise sind diese Tiere sehr scheu, also zumindest lassen sie einen nicht näher als ein paar Meter an sich ran. Aber dieses Mal war es anders. Einer von beiden ist gleich ins Gebüsch verschwunden aber der andere ist an Ort und Stelle sitzen geblieben. Als ich dann die Geräusche die er von sich gegeben hat nachgemacht habe, ist er sogar noch etwas näher an mich herangekommen und hat mich beobachtet. So langen Augenkontakt hatte ich noch nie zu einem wilden Tier und wäre ich nicht weitergegangen, hätte er mich wahrscheinlich gefragt was ich um Himmels willen mit diesem Ding in der Hand (mein Laptop) da mache und wieso ich nicht weitergehe!
Mein Laptop ist das nächste Stichwort. Manchmal nehme ich ihn mit auf Tour um an meinen Blogs zu schreiben, Filme anzusehen oder Fotos zu bearbeiten. Und letzteres habe ich auch dieses Mal im Camp gemacht. Ich bin an einem Tisch im Essbereich gesessen, welcher offen ist. Kein Zaun, keine Türe… also von fast allen Seiten zugänglich, nur hinter mir war die Küche. Ich war also gerade am bearbeiten einiger Bilder als ich mitbekommen habe, dass wieder eine Gruppe von Elefanten ins Camp gekommen ist. Was an sich nichts Ungewöhnliches ist, aber dieses Mal haben sie eine Gruppe von Holländern belästigt. Sprich ihnen das Essen aus dem Auto gestohlen und ihre Kühlerboxen zertreten. Ich war nicht dabei als es passiert ist, aber einer der Gäste war gerade dabei es mir zu erzählen. In diesem Moment, der Holländer ist am schwafeln und schwafeln, sehe ich wie sich sein Gesichtsausdruck schlagartig ändert. Mit den Worten „Ähm, by the way, there is an elefant right behind you!“ hat er sich umgedreht und ist hinter die Bar gesprungen. Und er hatte recht;) Der Dickhäuter ist um die Ecke gekommen und genau, ganz genau neben mir gestanden. Ich habe keinen Grund zu übertreiben… hätte er seinen Rüssel in dem Moment ausgestreckt, hätte er meinen Laptop stehlen können. Es ist eine Sache Elefanten von einem Auto aus zu beobachten, aber eine ganz andere einem ausgewachsenen Bullen von einem Meter Entfernung in die Augen zu sehen und dabei auch noch vor seinem Laptop zu sitzen. Was ich gemacht habe? Das Selbe wie der Holländer… you never know, so lieb sie aussehen, Elefanten können unangenehm werden. Dieser war relaxt und alles was ich einen kurzen Moment später noch gesehen habe war sein Hintern.

Genießt den Sommer in Europa, ich vermisse ihn!





























 Pfuuuui, aber was will man machen nach einem langen Flug und Air BP kommt nicht daher!



















Sonntag, 1. August 2010

Crazy goats!






































Diese drei Bilder sind beim meinem Flug ins Rio Camp entstanden. Wenn ihr euch jetzt fragt wo genau das liegt… ich kann es euch nicht beantworten, denn Orte, Siedlungen oder Menschen gibt es dort nicht. Alles was ich bekommen habe waren Koordinaten irgendwo in Mozambique die mich zu einem airstrip mitten im Niemalsland geführt haben. Mein erster Flugabschnitt führte von Lilongwe nach Lichinga um dort meine Passagiere abzuholen. Es handelte sich um zwei Jäger die mit schwerem Geschütz in den Busch gebracht werden sollten um dort ein bisschen herumknallen zu können. Mit schwer meine ich übrigens wirklich schwer. Ich weiß nicht was genau in dieser silbernen großen Box war, aber es muss zumindest eine Panzerfaust gewesen sein. Was sonst ist etwa zwei Meter lang und vierzig Zentimeter hoch!?
Wie auch immer, nach dem Bezahlen aller Lande- Abflug- Handling- Parking- Navigation- Toiletten- und Höhenluftgebühern und einer schnellen Pinkelpause gings mit unserer Airvan schon wieder weiter Richtung Nordost. Die ganze Woche habe ich mich auf diesen Flug schon gefreut, denn erstens war ich noch nie in dieser Gegend des Landes und zweitens wusste ich, dass ich wieder auf das Afrika stoßen würde nachdem ich gesucht habe. Menschenleer und unendlich weit! Um eines klar zu stellen, als Österreicher komm ich gar nicht drum herum Berglandschaften zu lieben, aber mein Herz schlägt für extreme Weiten, für riesige Becken oder für weitreichende Hügellandschaften. Und all das habe ich heute aus dem Cockpit aus gesehen. Vereinzelt ragen kleine Berge und Plateaus wie Inseln aus dem mit Bäumen übersäten Flachland Mozambiques hervor, unangetastet von Straßen oder Wegen. Nach vierzig Minuten konnte ich dann schon am Horizont ein kleines abgerodetes Fleckchen erkennen welches sich dann wirklich als meine Landebahn herausstellte. Danach folgte nur noch das Standartprogramm… lowpass bzw. niedriger Überflug um Wild und Vieh zu verjagen und um die Bodenbeschaffenheit des Strips zu überprüfen, gefolgt von einem schön in die länge gezogenen Linkskreis und wieder hinein ins final. Alles in allem war das heute einer meiner schönsten Flüge. In Gegenden wie diesen fühlt man sich in einem Flugzeug wirklich frei wie ein Vogel. Es gibt kaum etwas, dass an Erlebnisse wie diese herankommt und dafür werde ich auch noch bezahlt. Ich kann nur sagen, ich habe verdammt großes Glück, diesen Beruf ausüben zu dürfen, denn es gibt keinen besseren. Jeder, der heute bei diesem Trip dabei gewesen wäre, würde dies bestätigen.
Und weil ich schon beim Thema Überflug und Vieh bin… gestern hätten fast fünf Ziegen daran glauben müssen. Ich war gerade im Landeanflug auf Monkey Bay, einem airstrip der mitten in einem Dorf am Malawisee liegt. Eingezäunt ist er natürlich nicht, was dazu führt, dass Mensch und Tier ihn als Gehweg, Liegeplatz oder Fußballfeld benutzen. Ich habe über Funk schon durchgegeben, dass ich mich im short final befinde (fragt mich nicht wem ich das gesagt habe, denn einen tower gibt es dort natürlich nicht und Verkehr trifft man auch nicht all zu oft in der Luft an) und befinde mich einige Meter über Grund kurz vor dem Aufsetzen der Maschine. Es war sehr dunstig, was die Sicht verschlechtert hat. Meine rechte Hand befand sich auf dem Gashebel, wenn wir das jetzt mal so nennen, und meine Linke auf dem Steuerhorn (hört sich ziemlich beschränkt auf Deutsch an). Ich habe die power schon auf praktisch null reduziert, als ich plötzlich neben der Piste eine Herde von Ziegen sehe, nicht weit von meiner Aufsetzzone entfernt und anstatt von mir weg zu laufen, rennen diese dummen Viecher in die runway hinein. Für mich Grund genug um durchzustarten, denn hätte ich es nicht gemacht, gäbe es Ziegengulasch zum Abendessen und der Flieger wäre hin gewesen! Ohne zu übertreiben kann ich sagen, dass ich die Paarhufer um etwa einen Meter verfehlt habe, aber ich rede von einem Meter nach oben. Die Richtung hätte schon gepasst.
Ich hätte mir eigentlich gedacht, dass der Grund für meinen ersten go around das Unterschreiten der Sichtminima sein wird, oder ein anderer Jumbo Jet auf der Landebahn, aber nicht fünf beschränkte Ziegen. Määäääää!