Sonntag, 31. Januar 2010

Land of the lake


Sitzt man in einem Flugzeug auf dem Weg von Lilongwe nach Makanga, überfliegt man eines der schönsten Landschaftsbilder Malawis. Richtung Süd-Ost geht es vorbei am riesigen lake Nyassa, wunderschönen Bergen die wie Inseln aus dem eher flachen Land um Lilongwe hervorragen und an lake Malombe aus welchem der Shire river fließt. Und genau an diesem Fluss liegt unsere Destination, Mvuu Lodge. Der letzte Teil des Anfluges auf den airstrip, mehr ist es wirklich nicht, geht entlang des Shire river und meist kann man schon hier alle möglichen Tiere sehen. Dieses Mal hatten wir großes Glück, wir bekamen eine Herde von etwa 50 bis 100 Elefanten zu Gesicht die kurz davor war den Fluss zu überqueren. Ich selber habe noch nie so eine große Herde gesehen und war trotz Konzentration auf die Anspruchsvolle Landung hin und weg. Es tut mir im Herzen weh, dass wir davon keine Fotos schießen konnten aber in meinem Kopf wird das bild der dicken Grauen samt einiger Jungen immer gespeichert bleiben. Bald taucht dann auf der linken Seite die Piste auf. Sand und Gras, nicht länger als ein paar hundert Meter mit Bäumen als Hindernis auf beiden Seiten und meist einigen Tieren auf der centerline. Genau diese Art von „Landebahn“ ist der Grund meines Afrikaaufenthalts. Ohne ein bis zwei Überflügen ist eine sichere Landung nicht gewährleistet da sich wie gesagt meist Antilopen oder Warzenschweine zu Haufe mitten auf dem strip befinden und oft erst sehr spät bemerken, dass ein großer lauter Vogel da wo sie gerade fressen landen will. Also, einmal die runway entlang, je tiefer umso besser (mit Pax natürlich höher als ohne) einen 180 Grad turn, ein zweites Mal drüber, noch einen 180er, rechten und mittleren Hebel nach vorne, linken nach hinten, flaps, fuel pump und rein ins final. Merke: lande nicht auf der eigentlichen schwelle und schon gar nicht auf der linken Seite, Matsch! Außerdem: achte darauf mittig zu landen, nicht zu weit links, nicht zu weit rechts, Matsch nach Regen! Dank der sandigen Piste ist fast jede Landung butterweich und die Passagiere sind meist vom Gesamtpaket begeistert…Landschaft, Tiere, Anflug und Überflug. Wenn einem dann auch noch die Hitze und die Geräusche der Grillen nach dem Öffnen der Türen entgegenkommen steigt die Anzahl der Endorphine enorm an. Nach unserer Landung sind wir gleich, wie immer herzlich, von zwei Mitarbeitern von Mvuu empfangen und mit dem dazugehörigen Land Rover Defender zu Lodge gebracht worden. Mit meinen Pax haben Hannah und ich uns sehr gut verstanden, was auch dazu geführt hat, dass wir meist mit ihnen zusammen gegessen und den ein oder anderen gamedrive mit ihnen gemacht haben. Ein pensioniertes Ehepaar aus UK. Er war Physiker und hat unter anderem bei den Apollomissionen mitgearbeitet und war an der Konstruktion des Hubbleteleskops beteiligt.
Auch auf dieser Reise war die Kamera natürlich dabei und der 8 GB große Chip war zur Hälfte voll. Was soll ich denn noch großartiges über den Fluss, die Elefanten und Krokodile, die Affen, all die Vögel und die wunderschöne Landschaft geschmückt von Palmen und anderen Bäumen und Büschen berichten? Mehr als „mir fehlen die Worte“ fällt mir leider wieder mal nicht ein. Wir hatten die Möglichkeit eine Bootstour zu machen und sind dabei den Hippos näher als sonst gekommen und zum ersten Mal habe ich ein Krokodil aus 1 m Entfernung gesehen. Es hat schon einen ganz eigen Flair mit dem kleinen Boot über den Shire river zu gleiten und die Tiere aus dieser Perspektive beobachten zu können.
Die Lodge selber ist traumhaft und das nicht ganz so luxuriöse Camp in dem wir untergebracht waren liegt direkt am Fluss und ist eigentlich um kein bisschen schlechter. Auch hier möchte ich auf die Bilder verweisen;)
Jetzt aber zu einem ganz anderen und ernsteren Thema.
Über eine million Kinder in Malawi sind ohne Eltern, einem zu Hause oder (Aus)bildung. Hannah und ich waren während unserem Aufenthalt zu Besuch bei einer primary school. Diese Schule wurde aufgebaut und wird immer noch betreut von einer Organisation namens H.E.L.P. Malawi. Nanthomba school ist jetzt schon eine der besten Schulen des Landes und ermöglicht den Kindern dank Spendengeldern Bildung, eine Mahlzeit am Tag und einen besseren Ausblick in die Zukunft. Die meisten Schüler sind aus den umliegenden Dörfern, die Kinder der im Nationalpark angestellten Mitarbeiter und vor allem auch Waise. Die Schule fasst zur Zeit 850 students die jeweils in 5 Stufen eingeteilt sind. Obwohl es eine der besten Schulen des Landes ist, waren wir schon sehr erstaunt als wir gesehen haben, dass sage und schreibe 250 Kinder in der ersten Klasse sitzen. Nach oben hin werden es dann weniger, aber ich habe größten Respekt vor der Lehrerin, die diese Klasse unterrichtet. Frischwasserbecken an jedem der Gebäude, Bücher, Hefte, Stifte, ein Fischteich zwecks Proteine für die Schüler, einen Gemüsegarten, Elektrizität und ein für Kinder angemessenes Umfeld ermöglichen ihnen vielleicht eine bessere Zukunft als ihre Eltern haben.
Es war schon eine ganz spezielle Erfahrung zu sehen wie die lachenden und schreienden Kinder schon auf uns gewartet haben. Und fast jedes der 850 wollte uns die Hand geben. Es ist unvorstellbar was hier geleistet wird, der nächste Schritt ist eine Bücherei für die Schule und das ist nur eines der Projekte von H.E.L.P. Malawi. Eine health care clinic, wound care clinic, daycare und malaria nets für die locals sind nur ein paar der aktuellen Missionen der Organisation. Ich weiß, dass gerade jetzt nach dem Unglück auf Haiti nicht der beste Zeitpunkt zum Spendenaufruf ist, aber wer irgendwann einmal das Bedürfnis hat Kindern hier in Afrika zu helfen, der soll doch einfach mal auf www.helpmalawichildren.org klicken und sich bessere Infos einholen als ich sie euch geben kann.
Gleich nach unserem Besuch bei dieser Schule sind wir in ein nahegelegenes Dorf gefahren in dem einer der Lodgemitarbeiter wohnt um zu erfahren wie die Leute hier leben. Es gibt hier keinen Strom, meist kein Wasser direkt im Dorf, keine Moskitonetze die vor der tödlichen Malaria schützen, keine richtigen Ärzte und vor allem keine Arbeit. Leider musste ich feststellen, dass trotz der Schule die nur ein paar Kilometer entfernt ist, viele Kinder in diesem village herumgelaufen sind anstatt auf der Schulbank zu sitzen. Den Eltern, die selber keine Bildung erfahren durften, ist anscheinend nicht bewusst wie wichtig es für ihre Kinder ist zuerst die primary school, welche sogar gratis ist, und danach die secondary school zu besuchen. Denn mit diesem Abschluss stehen die Chancen gar nicht schlecht in Malawi einen festen Job zu bekommen.
Jetzt genießt aber mal die schönen Bilder die Hannah und ich geschossen haben und zieht euch warm an. Ich habe gehört es ist schweinekalt in Österreich. Bei plus dreißig Grad sagt es sich leicht, aber ich vermisse diese Kälter und den Schnee. Und liebe Freunde, ich wünsche euch viel Spaß im Zillertal beim Snowboarden. Macht einen Sprung für mich mit!
Mutslane Bwino!