Mittwoch, 25. November 2009

Tage außerhalb des Cockpits














Muli bwanji!
Ich habe jetzt schon etwas länger nichts ins Internet gestellt, weil ich um ehrlich zu sein nicht sehr viel Fotomaterial hatte/habe. Ich mache zwar hier und da Fotos wenn ich durch Lilongwe fahre, aber ich möchte es vermeiden wie ein Tourist rüber zu kommen. Trotzdem, meine Kamera ist meistens dabei und hier habt ihr ein paar Pix aus dem Alltag, jenseits von Cockpit und Höhenluft. Leider hat bereits die Zeit begonnen, in der die bookings spürbar zurückgehen und wir nicht so viel fliegen wie sonst. Aber umso mehr freut man sich, wenn man auf der Übersicht einen Flug entdeckt und weiß, man bekommt bald wieder seine notwendige Dosis um so über die nächsten Tage zu kommen. Denn das Wetter passt, obwohl die Regenzeit schon vor der Türe steht, heißt das keineswegs man kann nicht die Lüfte Malawis erobern. Die Wetterverläufe sind hier teils unberechenbar, am Vormittag ist strahlender Sonnenschein und eine Stunde danach schüttet es. Zum Glück sind das meist lokale Quellwolken, die man auch umfliegen kann. Also wer jetzt denkt es zahlt sich nicht aus über den europäischen Winter nach Malawi zu kommen, der täuscht sich. Ich würde fast sagen es ist noch ein größeres Abenteuer als sonst. Und die Sonnenuntergänge sind meiner Meinung nach noch viel schöner als bei ungetrübten Wetter. Heute zum Beispiel waren Salmon, Kirstein und ich Abends noch einkaufen. Es war nur ein Einkauf, aber wenn du auf der Ladefläche von einem Pick Up durch Lilongwe fährst, du hast den Geruch von Regen und Natur in der Nase, die Leute tummeln sich auf den Straßen herum und die Sonne geht am dunstigen von Wolken umgebenden Horizont unter...da macht sogar das Spaß. Du musst nur vor die Türe gehen und hast Abenteuer, Natur und Kultur pur. Auch wenn es zwischen halb sechs und sechs dunkel wird heißt das nicht, dass das Land schlafen geht. Das Leben spielt sich hier auf den Straßen ab, tagsüber und Nachts. Du hast nie das Gefühl alleine zu sein.
Heute war unsere Hauptaufgabe die Beschaffung von Treibstoff, egal ob Diesel oder Benzin. Wir brauchen beides. Wer mein Video gesehen hat, das ich gestern online gestellt habe, der weiß wie es sich auf den Tankstellen hier abspielt. Es herrscht Krieg. Leider meine ich das nicht nur so, wir waren heute einmal Nachmittags und einmal Abends bei einer gas station...wir hatten Glück. Zwei mal achzig Liter. Wie sonetwas abläuft...du wartest in einer Reihe von Menschen die mit Kanistern in ihrer Hand wie du hoffen, ein paar tropfen von der kostbaren Flüssigkeit abzubekommen. Doch natürlich stehen hier nicht nur zig Menschen, denn das ist ja eine Tankstelle. Autos von allen Seiten versuchen an die Zapfsäulen heran zu kommen. Warum das ganze etwas den Flair von Krieg bekommt...die Stimmung brodelt und die Luft knistert, zumindest wenn jemande verucht sich vorzudrängen. Neben den Zapfsäulen stehen Soldaten mit Maschinengewehren um im Fall des Falles das Schlimmste zu verhindern. Etwas übertrieben, denn ich denke die Leute hier haben dieses negativ Gen nicht im Blut. Ich habe hier noch nie gesehen, dass jemand gewalttätig oder handgreiflich wurde. Das heißt aber nicht, dass sie gut zueinander sind. Leider muss man sehr oft beobachten, dass wohlhabende Schwarze in Armut lebende Schwarze sehr herablassend behandeln. Aber das ist natürlich auch überall so. Ich hätte mir nur gedacht, dass hier der Zusammenhalt vielleicht etwas größer ist. Trotzdem, Malawi verdient seinen Namen "the warm heart of africa". Selbst auf der Tankstelle wo jeder selber sehen muss wie er weiter kommt haben sie mir geholfen, mein Fass das ich mitgebracht habe aufzumachen. Werkzeug hatte ich vergessen;)
Ich hoffe die Bilder verschaffen euch etwas mehr Einblick in das Leben hier im schönen Afrika. Auch wenn vieles so anders ist und man teilweise verzweifelt, an Kleinigkeiten die bei uns selbstverständlich sind, die Zeit hier möchte ich nicht missen. Wenn man ein offener Mensch ist und dieses Land an sich heran lässt, dann kann man hier so einiges lernen. In einem Land das so arm ist, dass Leute Mäuse essen und Kinder die auch nur ein paar Cent bekommen zu ihren Freunden gehen und mit ihnen teilen.

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